
In meinem ersten Beitrag habe ich bereits erwähnt, dass ich seit dem Wintersemester 2018 mein Studium zur Gesundheitspsychologin und Medizinpädagogin aufgenommen habe. Heute möchte ich euch erzählen, welche Erfahrungen ich bisher gemacht habe und wie ich das Studium und meinen Vollzeitjob unter einen Hut bekomme.
Als wahre Spätzünderin in Sachen Schule, habe ich erst sehr spät den Willen aufbringen können, etwas in meine Bildung zu investieren, sodass ich mein Abitur erst im Juli 2018 in den Händen halten durfte. Da ich meinen Job nicht aufgeben wollte, habe ich auch damals schon das Modell Abendschule gewählt und somit an zwei Tagen nach der Arbeit noch einmal die Schulbank gedrückt. Ich muss zugeben, dass ich so manches Mal daran zweifelte, ob ich das wirklich durchhalten würde. Heute bin ich natürlich froh, dass ich nicht aufgegeben habe.
Wo ich 2015, als ich mich an dem Weiterbildungskolleg einschrieb, noch keine ausgereiften Pläne für den angestrebten Bildungsabschluss hatte und das Abitur eigentlich nur für mich selbst nachholen wollte, kristallisierte sich für mich irgendwann klar heraus, dass ich auch meinen zweiten Wunsch nach einem höheren Bildungsabschluss nicht ignorieren wollte. Ich machte mir also Gedanken darüber, wo ich später mit meinem Abitur in der Tasche hinmöchte.
Die Suche nach einem geeigneten Studiengang
Für das Abitur hatte ich also eine Möglichkeit gefunden. Etwas schwieriger wird es natürlich dann, wenn man vor hat zu studieren. Dass ich studieren wollte, wurde mir relativ schnell klar. Bei der Frage danach, welcher Studiengang für mich in Frage käme, habe ich erst einmal die gleichen Stationen durchlaufen, wie so ziemlich jeder andere junge Mensch es in der Oberstufe tut. Ich habe Beratungsangebote meiner Schule in Anspruch genommen, Gespräche mit meinen Lehrern und dem Schulsozialpädagogen geführt und den Test auf Hochschulkompass gemacht. Obwohl meine Interessen recht breit gestreut sind, habe ich meine engere Auswahl schon bald auf Lehramt (Deutsch, Biologie und/oder Englisch), Jura oder etwas im medizinischen Bereich (insbesondere Medizintechnik) einschränken können. Hätte ich ein reines Fernstudium angestrebt, hätte ich sicherlich noch weit mehr Möglichkeiten gehabt, doch ich hatte zu großen Respekt davor, komplett selbstorganisiert studieren zu müssen. Das traute ich mir und meinem inneren Schweinehund einfach nicht zu.
Es wurde jedoch schnell deutlich, dass ich bei Jura und Lehramt um ein Vollzeitstudium nicht herumkommen würde. Dennoch habe ich mich erst einmal für Studienplätze an den Universitäten in meiner Umgebung beworben und auch einige Zusagen bekommen. Was den Studiengang Medizintechnik angeht, der einzige, den ich von vornherein in Teilzeit hätte studieren können, habe ich mich im letzten Moment jedoch dagegen entschieden, da ich meine Stärken dann doch nicht in der Mathematik und Physik sah.
Als hätte ich an diesem Tag eine Eingebung gehabt, schaute ich mich jedoch noch einmal auf der Website der FOM Hochschule für Oekonomie und Management um. Bereits ein paar Monate zuvor hatte ich dort mein Glück versucht, allerdings keinen Studiengang gefunden, der mir als passend erschien. Dieses Mal hatte ich jedoch Glück, denn die FOM bot einen neuen Studiengang, der mich viel mehr ansprach, als alle anderen Studiengänge, die ich bisher in Erwägung gezogen hatte – und sie bot ihn als Abendstudium an. Die Wahl fiel also auf Gesundheitspsychologie und Medizinpädagogik. Welche Inhalte in diesem Studiengang genau vermittelt werden, werde ich euch in einem anderen Beitrag noch einmal genauer erläutern. Ich machte also direkt einen Termin bei der Studienberatung aus, informierte mich noch einmal und gab dann am selben Tag meine Anmeldung ab.
Kosten und Finanzierung
Dadurch, dass ich mit dem Studiengang an der FOM wieder in die Situation versetzt wurde, meinen Job nicht aufgeben zu müssen, blieb mein regelmäßiges Einkommen also bestehen. Da ich jedoch nicht wusste, was für ein Arbeitspensum auf mich zukommen würde, behielt ich mir im Hinterkopf trotzdem noch die Option vor, notfalls meine Stunden zu reduzieren und auf Teilzeit zu gehen. Bisher war dies zum Glück noch nicht notwendig.
Da es sich bei der FOM um eine private Hochschule handelt, fallen für den Studiengang, anders als bei den staatlichen Hochschulen, Studiengebühren an. Diese belaufen sich bei einem Bachelor-Studiengang auf monatlich 295,- €. Bei einer Regelstudienzeit von 7 Semestern kommt man also auf einen Gesamtbetrag von 12.390,- € bei Einhaltung der Regelstudienzeit. Das ist natürlich erst einmal viel Geld, keine Frage. Hier muss jeder für sich selbst entscheiden, wie viel er oder sie für seine Bildung investieren möchte und kann. Dazu muss ich jedoch auch noch sagen, dass viele Arbeitgeber sich bereit erklären, einen Teil der Studiengebühren zu übernehmen oder sie sogar ganz bezahlen. Das hängt, nach allem was ich bisher mitbekommen habe, stark davon ab, was man studiert und wo man arbeitet. In meinem Studiengang habe ich bisher nur von sehr wenigen gehört, bei denen der Arbeitgeber wenigstens für einen Teil der Kosten aufkommt. In den Wirtschaftszweigen scheint dies jedoch häufiger der Fall zu sein.
BAföG kann man für diesen Studiengang nicht beantragen, da eine Grundvoraussetzung für diesen eine sozialversicherungspflichtige Tätigkeit ist und man dadurch seinen BAföG-Anspruch verliert. Dafür ist das Studium an der FOM jedoch förderungsfähig durch die KfW. Man kann also einen Studienkredit aufnehmen, falls man die Studiengebühren anders nicht aufbringen kann oder sich dazu entschließt, im Job von Vollzeit auf Teilzeit umzusteigen.
Einen Teil der Kosten, die man für das Studium aufwendet, kann man sich über das Finanzamt in Form der jährlichen Einkommenssteuererklärung zurückholen. Absetzbare Posten sind unter anderem die Studiengebühren, die Zinsen eines etwaigen Studienkredits, Büromaterial, Fachliteratur und/oder Software, notwendige Hardware (wobei man diese in der Regel abschreiben muss), Fahrtkosten, Verpflegung (falls man mal samstags den ganzen Tag Uni hat) und einiges mehr. Hier lohnt es sich wirklich, sich mit der Thematik näher auseinanderzusetzen. Ich habe damals schon im Abi meine Weiterbildung absetzen können und bisher hatte es sich immer sehr gelohnt.
Zeitmanagement
Wenn man von den Kosten für ein solches Studium einmal absieht, bleibt da noch ein weiterer wichtiger Punkt, wenn man nebenberuflich studieren möchte – das Zeitmanagement. Zwar ist mein persönliches Empfinden im Moment, dass ich für das Abi mehr Zeit und Energie aufwenden musste, als für das Studium, doch die Doppelbelastung bleibt definitiv.
Man muss sich bewusstmachen, dass man an vielen Tagen nach der Arbeit noch zu Hause für die Uni lernt, Literatur sichtet, Hausarbeiten schreibt oder Präsentationen vorbereitet. Dazu kommen noch zwei bis drei Vorlesungen in der Woche. In meinem Modell finden diese von 18:00 bis 21:15 Uhr statt. Je nachdem wie weit man es zur Uni hat und ob man mit dem Pkw oder den öffentlichen Verkehrsmitteln anreist, kommt selbstverständlich noch die Fahrtzeit dazu. In den Klausurenphasen kann es da schon einmal ziemlich eng werden. Freizeit hat man dann nicht wirklich. Die sozialen Kontakte können ebenfalls darunter leiden. Dessen sollte man sich bewusst sein oder eben das Gespräch mit Freunden und der Familie suchen. Meine bisherigen Erfahrungen dazu waren überwiegend positiv und von viel Verständnis für meine Situation geprägt.
An der FOM habe ich die Erfahrung gemacht, dass grundsätzlich keine Anwesenheitspflicht besteht. Ich kann mein Studium also eigenverantwortlich gestalten und selbst entscheiden, ob ich Vorlesungen besuche oder doch mal schwänze, um die Akkus wieder aufzuladen oder mich auf Klausuren vorzubereiten. Manchmal lässt es sich aufgrund des Jobs auch einfach organisatorisch nicht sicherstellen, an Vorlesungen teilzunehmen. Wenn man bedenkt, dass viele meiner Kommilitoninnen und Kommilitonen in Pflegeberufen und damit im Schichtsystem arbeiten, kann man sich vorstellen, dass der reibungslose Ablauf des Studiums mit einer Anwesenheitspflicht anders überhaupt nicht sichergestellt werden könnte. Es sollte jedoch klar sein, dass es immer Vorteil ist hinzugehen, da manche Dozenten dann doch mal den ein oder anderen Hinweis fallen lassen, auf welchen Teil ihres Skripts sie die Schwerpunkte setzen.
Die FOM kommt ihren Studierenden an dieser Stelle jedoch nicht allein mit der fehlenden Anwesenheitspflicht entgegen, sondern auch mit der sonstigen Organisation. Die Skripte für die Vorlesungen werden in der Regel noch am selben Tag, spätestens einen Tag später auf den Online Campus eingestellt, sodass man eigentlich immer weiß, welches Thema drankam. Die Anmeldungen zu den Prüfungsleistungen erfolgen ebenfalls über den Online Campus. Die Fristen für die An- und Abmeldungen sind äußerst human und gar nicht mit anderen Unis vergleichbar – zumindest nach allem, was ich im Freundeskreis so mitbekommen habe. Man bekommt Zugriff auf eine riesige Online Bibliothek, kann aber selbstverständlich aus die Präsenzbibliothek in Anspruch nehmen, wenngleich diese erheblich kleiner ausfällt. Wem das nicht genügt, der kann sich natürlich auch den Bibliotheksausweis einer anderen Uni im Umkreis besorgen. In meinem Fall wäre das die Universität Duisburg-Essen.
Sowohl die Studienberatung, als auch die Dozenten habe ich bisher als überwiegend hilfsbereit und freundlich erlebt. Der Großteil der Kommunikation läuft über den Online Campus oder per E-Mail. Da meine Kurse recht klein sind, kann man auch vor oder nach den Vorlesungen mal kurz mit dem Dozenten sprechen. Was das anging hatte ich bisher noch keine Schwierigkeiten. So lassen sich die Termine für Präsentationen individuell absprechen und Module unkompliziert wiederholen, falls man durch den Beruf zeitlich sehr eingeschränkt ist. Aber das ist wohl einfach auch der Vorteil einer privaten Hochschule. Nach allem was ich bisher aus dem Freundeskreis mitbekommen habe, braucht man an den staatlichen Hochschulen regelrecht Termine, wenn man mit seinem Dozenten etwas besprechen möchte.
Fazit
Alles in allem ist das Studium neben dem Beruf natürlich eine Doppelbelastung. Ob man sich wirklich so sehr einschränken möchte, sollte man sich vorab gut überlegen. Für mich war es aber die richtige Wahl. Es fällt mir manchmal noch immer nicht leicht, eine gute Balance zwischen Studium, Arbeit und Freizeit zu finden. Das hat allerdings auch viel mit Selbstmanagement zu tun. Hier muss ich definitiv noch an mir arbeiten. Wäge ich die Kosten und den Aufwand für das Studium jedoch gegenüber der Tatsache ab, dass ich auch nach dem Studium noch über 30 Jahre arbeiten muss, ist mir das Grund und Motivation genug. Von etwas leben zu können, das mir am Herzen liegt und womit ich mich identifizieren kann, ist für mich ein großes Privileg, mit welchem ich sicher nicht leichtfertig umgehe möchte.
Deine Lydia
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